Ist Aspartam krebserregend? Neue Studien werfen Fragen auf

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Aspartam, ein künstlicher Süßstoff, der in einer Vielzahl von Lebensmitteln und Getränken verwendet wird, ist seit langem Gegenstand von Debatten über die gesundheitliche Unbedenklichkeit. Vor kurzem hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Aspartam als “möglicherweise krebserregend” eingestuft, was zu weiteren Diskussionen über die Sicherheit dieses weit verbreiteten Süßstoffs geführt hat. In diesem Artikel wollen wir einen Überblick über die neuesten Erkenntnisse und die Meinungen zu diesem Thema geben.

Aspartam: Ein umstrittener Süßstoff

Aspartam ist ein künstlicher Süßstoff, der etwa 200-mal süßer ist als Zucker. Er wird häufig in Light-Produkten, Desserts, Süßwaren, Milchprodukten, Kaugummi und kalorienreduzierten Produkten verwendet. Aspartam trägt die Nummer E 951 und muss in der EU gekennzeichnet werden, wenn es enthalten ist.

Trotz seiner weit verbreiteten Verwendung ist Aspartam nach wie vor umstritten. Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen Aspartam und verschiedenen Erkrankungen, einschließlich Krebs, nahe gelegt. Ein solcher Zusammenhang konnte jedoch in anderen Studien nicht nachgewiesen werden.

Die WHO-Einstufung

Die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Aspartam kürzlich als “wahrscheinlich krebserregend” eingestuft. Diese Einstufung basiert auf der Beweislage und nicht auf der Gefährlichkeit eines Stoffes. Möglicherweise krebserregend” bedeutet nicht, dass Aspartam mit Sicherheit Krebs verursacht, sondern dass ein gewisses Risiko besteht, das weiter untersucht werden muss.

Die IARC stufte Aspartam als möglicherweise krebserregend für den Menschen (Gruppe 2B) ein, und zwar auf der Grundlage begrenzter Hinweise auf Krebs beim Menschen (insbesondere auf hepatozelluläres Karzinom, eine Form von Leberkrebs). Es gab auch begrenzte Hinweise auf Krebs bei Versuchstieren und begrenzte Hinweise auf die möglichen Mechanismen der Krebsentstehung.

WHO

Die Studienlage

Nicht eindeutig ist die Studienlage in Bezug auf das Krebsrisiko von Aspartam. Einige Studien haben einen Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Aspartam und einem erhöhten Krebsrisiko gefunden, während andere Studien nicht in der Lage waren, einen solchen Zusammenhang festzustellen. Eine große Studie aus Frankreich mit rund 100.000 Teilnehmern kam zu dem Ergebnis, dass Menschen, die größere Mengen künstlicher Süßstoffe, darunter auch Aspartam, zu sich nehmen, ein leicht erhöhtes Krebsrisiko haben. Die Methodik dieser Studie ist jedoch in die Kritik geraten, so dass weitere Untersuchungen notwendig sind.

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Eine Studie von Lim et al. (2006) untersuchte den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Aspartam und dem Risiko für hämatopoetische Krebsarten und Gliome. In dieser Studie wurde eine große Kohorte von Männern und Frauen untersucht und es konnte keine signifikante Erhöhung des Risikos für diese Krebsarten in Verbindung mit dem Konsum von Aspartam festgestellt werden.

Eine weitere Studie von Maghiari et al. (2020) untersuchte die mögliche Rolle von Aspartam bei Dickdarmkrebs. In der Studie wurden In-vitro-Experimente mit menschlichen Darmkrebszellen und eine In-vitro-Evaluierungsmethode durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten eine dosisabhängige zytotoxische Wirkung von Aspartam auf die Krebszellen, was auf einen möglichen Einfluss auf Darmkrebs hindeutet.

Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass andere Studien die Methodik und das Design von Studien, die Aspartam mit Krebs in Verbindung bringen, kritisiert haben. So wiesen Bearth et al. (2015) auf schwerwiegende Mängel im Studiendesign der Studie des Ramazzini-Instituts hin, die Aspartam ursprünglich mit Krebs bei Ratten in Verbindung gebracht hatte. Die Ergebnisse dieser Studie wurden von anderen Experten als fehlerhaft eingestuft. Eine umfassende Neubewertung der Sicherheit von Aspartam kam zu dem Schluss, dass der Verzehr bei der derzeitigen zulässigen Tagesdosis (Acceptable Daily Intake, ADI) für die menschliche Gesundheit unbedenklich ist.

In einem systematischen Review von Mishra et al. (2015) wurden mehrere Studien zum Zusammenhang zwischen dem Konsum künstlicher Süßstoffe, einschließlich Aspartam, und Krebs beim Menschen analysiert. Die Übersichtsarbeit kommt zu dem Schluss, dass die ursprünglichen Studien, die einen Zusammenhang zwischen Aspartam und Krebs nahe legten, stark kritisiert wurden und auch Tierdaten Zweifel an diesem Zusammenhang aufkommen lassen. Die Metaanalyse der karzinogenen Aspartam-Bioassays an Nagetieren ergab keinen signifikanten Einfluss des Aspartam-Konsums auf das Krebsrisiko.

Insgesamt kann man sagen, dass es zwar einige Studien gibt, die auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Aspartam und Krebs hindeuten, dass aber insgesamt kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Aspartam und Krebs nachgewiesen werden kann. Die meisten Studien, einschließlich großer Kohortenstudien und systematischer Übersichtsarbeiten, fanden keine signifikante Erhöhung des Krebsrisikos durch den Konsum von Aspartam. Bei der Bewertung der Evidenz zu diesem Thema ist es wichtig, die Einschränkungen und Kritikpunkte der einzelnen Studien zu berücksichtigen.

Ausgewogene Ernährung ist wichtig

Unabhängig von der Debatte um Aspartam muss betont werden, dass eine ausgewogene Ernährung für Krebspatienten wichtig ist. Manche Krebspatientinnen und Krebspatienten verzichten aus Angst, dass Zucker das Wachstum der Krebszellen beschleunigt, auf Zucker und nehmen stattdessen mehr Süßstoffe zu sich. Dies kann sich jedoch negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken. Für Krebspatienten ist eine ausgewogene Ernährung wichtig, die alle Nährstoffe, also auch Zucker und Kohlenhydrate, enthält.

Rolle der Gesundheitsbehörden

Trotz der WHO-Einstufung halten viele Gesundheitsbehörden, darunter die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der WHO-Sachverständigenausschuss für Lebensmittelzusatzstoffe (JECFA), den Verzehr von Aspartam in den empfohlenen täglichen Mengen weiterhin für unbedenklich. Sie betonen, dass die WHO-Einstufung nicht bedeutet, dass Aspartam definitiv krebserregend ist und weitere Untersuchungen notwendig sind.

Der Ausschuss bekräftigte daher erneut, dass es für eine Person sicher ist, diesen Grenzwert pro Tag zu konsumieren. Bei einer Dose Diät-Softdrink, die 200 oder 300 mg Aspartam enthält, müsste ein 70 kg schwerer Erwachsener beispielsweise mehr als 9-14 Dosen pro Tag konsumieren, um die zulässige tägliche Aufnahmemenge zu überschreiten, wobei davon ausgegangen wird, dass keine weitere Aufnahme aus anderen Nahrungsquellen erfolgt.

WHO

Zusammenfassung

Die Debatte um Aspartam und Krebs ist komplex und bedarf weiterer Forschung. Während die WHO Aspartam als “möglicherweise krebserregend” eingestuft hat, halten viele Gesundheitsbehörden den Verzehr von Aspartam in den empfohlenen täglichen Mengen weiterhin für unbedenklich. Informierte Verbraucher und eine ausgewogene Ernährung sind wichtig. Bei Ernährungsfragen ist es immer ratsam, einen Arzt oder Ernährungsberater zu konsultieren.

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Matthias Bojar
Matthias Bojar
Matthias ist Journalist im Wissenschaftsbereich und schreibt seit 2009 für verschiedene Publikationen Artikel zu gesundheitlichen Themen.

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