Sinnvoll oder Unsinn: Hilft Papaya bei Verdauungsbeschwerden?

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Auf dem Markt der Nahrungsergänzungsmittel gibt es seit einigen Jahren viele verschiedene Mittel aus der Papaya (.z.B. Caricol), die bei Verstopfung, Blähungen oder Gastritis helfen sollen. Doch hilft Papaya wirklich bei Magenbeschwerden, oder ist das ganze eher Marketing?

In diesem Beitrag gehen wir der Frage auf den Grund ob Papaya wirklich die Verdauung verbessern und Magen-Darm-Beschwerden lindern kann.

Hilft Papaya bei Verdauungsbeschwerden?

Fast jeder hat im Alltag gelegentlich Probleme mit der Verdauung. Laut der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) leiden 7 von 10 Menschen in Deutschland gelegentlich unter Verdauungsbeschwerden. Am häufigsten tritt Sodbrennen auf, gefolgt von Magenschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Entsprechend hoch ist auch die Nachfrage in den Apotheken nach rezeptfreien Mitteln um die unangenehmen Beschwerden zu lindern. Neben pflanzlichen Mitteln wie Iberogast oder Pascoflorin gibt natürlich auch viele weitere Hausmittel, die Verdauungsbeschwerden lindern können. In den letzten Jahren wurde jedoch die Papaya immer häufiger als wirksames Mittel gegen Magenbeschwerden beworben.

Die Ursache für Verdauungsbeschwerden kann viele Ursachen haben. Übermäßiger Stress, ungesunde Ernährung oder auch ernsthafte Erkrankungen können eine Vielzahl von gastrointestinalen Beschwerden auslösen. Doch ist eine Ernährungsumstellung oder eine konsequente Ernährungsumstellung in der heutigen Zeit oft schwer umzusetzen. Daher ist der schnelle Griff zu rezeptfreien Mitteln oder Nahrungsergänzungsmitteln oft der vermeintlich bessere Weg. Und gerade hier soll die Papaya hier fast Wunder bewirken. Zahlreiche Internetseiten berichten über die verdauungsfördernde Enzyme der beliebten Südfrucht.

In den meisten Mitteln ist Papaya-Extrakt enthalten. Meist in Form von konzentriertem Fruchtpüree, mittlerweile aber auch als Kautbaletten oder Kapseln.

Warum soll Papaya eigentlich bei Verdauungsbeschwerden helfen?

Das in Papayas natürlich enthaltene Enzym Papain, kann Eiweiße aufspalten und si besser verdaubar machen. Die Funktionsweise ist ähnlich dem im Magen vorkommenden Pepsin, das bei der Verdauung von Eiweiß aus der Nahrung hilft. Ob das Papain aus der Papaya jedoch im Magen auf ähnliche Weise wirkt wie Pepsin konnte, unseres Wissens nach, durch Studien bisher nicht nachgewiesen werden. Auch wenn die Werbeversprechen mancher Produkte diesen Zusammenhang gerne suggerieren.

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Doch gibt es Studien oder andere wissenschaftliche Belege, dass Papaya-Extrakt wirklich Verdauungsbeschwerden lindern kann?

Studien zu Papaya-Extrakt

Die Studienlage zum Thema Papaya und Verdauungsbeschwerden ist sehr dünn. Studien zur Verwendung der eigentlichen Frucht ohne weitere Verarbeitung oder Zusätze konnten wir in einschlägigen Datenbanken wie PubMed oder Research Gate nicht finden. Zu einem kommerziell erhältliche Mittel, dass in zwei Varianten erhältlich ist, gibt es allerdings Studien. Untersucht wird hier die Wirkung von Papaya-Püree und Papaya-Püree in Kombination mit Hafer-Extrakt. Den beteiligten Wissenschaftlern der Studien zufolge soll das Papaya-Püree bei Verdauungsproblemen wie Verstopfung und Blähungen lindern. Der in einem Mittel zugesetzte Haferextrakt soll zudem die Beschwerden bei einer chronischen Gastritis bessern.

Im nachfolgenden Teil des Beitrags möchten wir uns beide Studien im Detail ansehen.

Studie zu Papaya-Püree

Eine österreichische Forschungsgruppe untersuchte in einer randomisiert-kontrollierten Studie die Wirkung eines im Handel erhältlichen Papaya-Pürees zur Linderung von Verdauungsbeschwerden. Die 139 Teilnehmer der Studie wurden dabei nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt und über 40 Tage beobachtet. Die eine Gruppe erhielt das kommerziell erhältliche Mittel aus Papaya-Püree, die Kontrollgruppe ein Placebo mit gleichem Aussehen und Geschmack. Die Teilnehmer sollten dann das Ihnen verordnete Mittel über 40 Tage einnehmen.

Die Bandbreite der Beschwerden, unter denen die Teilnehmer litten war sehr breit gefächert und reichte von Durchfall über Verstopfung bis zu Bauchschmerzen. Insgesamt wurden 22 unterschiedliche Symptome unter den Teilnehmern erfasst. Zu Beginn und Ende der Studie sollten die Teilnehmer dann mittels eines Fragebogens selbst einschätzen ob und wie stark sie die einzelnen Symptome für sich selber einschätzten. Diese Methodik ist zum einen sehr subjektiv, zum anderen lassen sich die Ergebnisse aufgrund der großen Bandbreite der Symptome, unserer Meinung nach, nur schwer miteinander vergleichen.

Vergleich der Wirkung schwer nachzuvollziehen

Bei Durchsicht der Studie fällt auf, dass für die Symptome “Verstopfung”, “schmerzhafter Stuhlgang” und “Blähungen” die subjektive Verbesserung bei der Papaya-Püree-Gruppe deutlich besser war als bei der Placebo-Gruppe. Doch sagt das für uns nur wenig über eine konkreten Zusammenhang mit dem enthaltenen Papaya-Püree aus. Denn die Resultate beruhen nur auf einem unklaren kleinen Anteil der Gesamtgruppe. Wie viele der Probanden tatsächlich vorher unter den genannten Symptomen litten, die sich später besserten wird nicht näher erläutert.
Ebenso wird die Stärke der Beschwerden, sowohl am Anfang als auch am Ende der Studie, nicht näher klassifiziert. Ob es sich nur um leichte Beschwerden oder eine starke Beeinträchtigung handelte, ist nicht bekannt.

Auch ein möglicher Interessenskonflikt und die Finanzierung der Studie wird nicht näher erläutert.

Studie zu Papaya-Püree und Hafer-Extrakt bei Gastritis

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Durchsicht der zweiten Studie zur Wirkung von Papaya-Püree und Hafer-Extrakt gegen Gastritis des gleichen Herstellers. Auch diese Studie wurde randomisiert-kontrolliert durchgeführt. Die insgesamt 60 Probanden mit chronischer Gastritis wurden per Zufall in zwei Gruppen eingeteilt und erhielten dann entweder das Kombinationspräparat aus Papaya-Püree und Hafer-Extrakt oder ein Placebo.

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Auch bei dieser Studie wurden die Probanden zu Beginn und Ende der Studie im Hinblick auf die schwere vorher definierter Symptome befragt. Unklar ist, ob alle Teilnehmer der Studie von Stärke und Häufigkeit der Symptome vergleichbar waren. Ebenso wird erwähnt, dass eine nicht näher bezeichnete Anzahl an Teilnehmern Medikamente zu Reduktion von Magensäure einnahmen. Wie diese bereits unter Medikation stehenden Teilnehmer über beide Gruppen verteilt waren, wird nicht erläutert, ist aber, unserer Meinung nach, für eine verlässliche Auswertung unerlässlich.

Nach Studienende zeigte sich, dass kein nennenswerter Unterschied in der eigenen Symptombeurteilung beider Gruppen zu verzeichnen war. Erst durch die Zusammenfassung der Symptome “Schmerzintensität” und ” Einfluss der Beschwerden auf den Alltag” zeigte sich ein rechnerisch leicht besserer Wert für die Teilnehmer der Papaya-Püree und Hafer-Extrakt Gruppe.

Unsere Einschätzung zur Wirksamkeit von Papaya-Püree auf Verdauungsbeschwerden

Abgesehen von den zwei oben besprochenen Studien zu den beiden kommerziell erhältlichen Präparaten konnten wir keine weiteren Studien finden, die eine Wirkung von Papaya-Püree bei Verdauungsbeschwerden nachweisen konnte. Die Aussagekraft der Studien ist, unserer Meinung nach, sehr gering. Daher können wir bisher nicht nachvollziehen, dass Papaya-Püree bei Verdauungsbeschwerden eine nennenswerte Wirkung haben könnte.

Daher können wir zur Frage, ob Papaya-Püree bei Verdauungsbeschwerden hilft, nur folgendes antworten: Bisher gibt es, für uns, keine eindeutigen Belege.

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Matthias Bojar
Matthias Bojar
Matthias ist Journalist im Wissenschaftsbereich und schreibt seit 2009 für verschiedene Publikationen Artikel zu gesundheitlichen Themen.

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